13.03.2009 Deborah Woodson & Willy Ketzer-Quartett

Konzert-Bericht vom 13.03.2009 Deborah Woodson & Willy Ketzer-Quartett

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Über die Route 66 zur „Ausfahrt 96“

Jazzsängerin Deborah Woodson eroberte die Herzen des Publikums

Schon in der ersten Sekunde auf der Pianobühne verschenkte Deborah Woodson ihr Herz ans Publikum – und eroberte damit die 250 Herzen der Zuhörer im Sturm. Auch der zweite Auftritt der temperamentvollen amerikanischen Sängerin in Reith war begleitet von Begeisterungsstürmen. Diese galten aber ebenso der hervorragenden Band, dem gut aufgelegten Willy-Ketzer-Trio.

Falls irgendjemand am Freitag (den 13.) traurig, verärgert oder schlecht gelaunt zum Konzert gekommen wäre: Deborah Woodson hätte alles Negative einfach weggeblasen. Diese Frau versprüht Lebensfreude pur, und das mit größtmöglicher Ansteckungsgefahr.

Sie lässt die Leute aufstehen, mitsingen, klatschen und schnippen – schön „auf zwei und vier!“. Sie setzt sich Erwin auf den Schoß, singt ein Geburtstagsständchen für Ingrid, holt sich bei Pati pata-pata acht Frauen auf die Bühne und verwandelt so das Pianocenter für kurze Zeit in eine Disco.

Sie ist stolz darauf, dass sie „Oberthulba“ jetzt richtig aussprechen kann und versucht es sogar mit Dialekt: „Öwerdöllba“. Aus Route 66 macht sie „Ausfahrt 96“ (der Autobahn A 7), aus New York, New York macht sie O-ber-thul-ba.

Das alles wirkt in keinster Weise aufgesetzt, sondern man nimmt es ihr ohne weiteres ab. Eine größere Annäherung ans Publikum ist kaum möglich. Dass das Programm dem vor zwei Jahren sehr ähnlich ist – Standards und Gospels in der speziellen Interpretation von Deborah –, tut der guten Stimmung keinerlei Abbruch.

Zwischen den mitreißenden Stücken fallen ein paar langsamere Lieder durch ihre Intensität besonders auf. Zum Beispiel George Gershwins Summer Time, das sie wunderschön leise und bewegend singt, mit unglaublichem Tonumfang, großem Volumen und langem Atem.

„Es war schön, wieder in Öwerdöllba zu sein“

Deborah Woodson

„You're gonna spread your wings“ heißt es im Text: Du wirst deine Flügel ausbreiten. Deborah breitet ihre Nasenflügel aus, als würde sie den Duft des Sommers dabei einatmen. Am Ende glitzert gar eine Träne an ihren Wimpern.

Ebenso schön geraten Georgia und Wonderful World. „Was für eine wunderschöne Welt“ singt sie, und Martin Sasse am Flügel lässt dazu ein paar Töne erklingen – wie Tautropfen, in denen sich die Schönheit der Welt spiegelt. Deborah singt es aus tiefstem Herzen und mit einer Geste, als wolle sie diese ganze Welt umarmen.

Das Trio, das schon zum fünften Mal auf der Pianobühne gastiert, zeigt auch in einigen Instrumentalstücken sein großes Können. Bei „Some day my Prince will come“ von Miles Davis tanzt Martin Sasse mit seiner Melodie regelrecht über dem Sechs-Achtel-Takt. Willy Ketzer am Schlagzeug gestaltet fast jeden Takt anders. Beim Cha Cha Twist streut er fetzige kurze Soli ein, während Sasse kraftvoll und dennoch fast beiläufig spielt. Auch Jens Foltynowicz am Kontrabass liefert immer wieder Soli, die für Sonderapplaus sorgen.

„Es war schön, wieder in Öwerdöllba zu sein“, ruft Deborah Woodson ihren Zuhörern mit vielen Handküssen zu. Vermutlich war es nicht zum letzten Mal.

Main-Post 16.03.2009: Redaktion Barbara Oschmann

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